Zurück ins Vertrauen - Vertrauen nach Fehlgeburt

Der Hund als Rettung

Lisa – zwei Fehlgeburten

Ich hatte 2 Fehlgeburten in meinen Leben. Jede Schwangerschaft war eine geplante Schwangerschaft.

Wir waren auf einer Tauffeier von meinem Neffen und da war ich in der 9 SSW. Meiner Familie hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch nichts von der Schwangerschaft gesagt, weil wir die 12 Wochen abwarten wollten. Wir waren natürlich sehr glücklich mit unserem kleinen Geheimnis. Ich musste auf der Feier Pipi machen und habe dann festgestellt, dass ich leicht blute. Dies war so ein Schockmoment für mich, da ich gehört hatte, dass es kein gutes Anzeichen ist. Ich bin dann sofort zu meinem Mann und habe es ihm ins Ohr geflüstert, damit niemand etwas mitbekommt und wir sind dann direkt ins Spital gefahren. Ich habe die ganze Autofahrt geweint vor Sorge. Angekommen im Spital mussten wir fast eine Stunde im Wartezimmer warten bis ich untersucht wurde – wir waren sehr nervös, weil wir so lange warten mussten. Ich hatte das Gefühl man nimmt uns nicht ernst, weil ich in der Frühschwangerschaft war. Dann waren wir endlich an der Reihe. Das Herzchen unseres Babys hat zum Glück noch geschlagen, aber zu schwach und es war zu klein. Die Ärzte haben uns wieder nach Hause geschickt und wir sollten in drei Tagen zur nächsten Kontrolle kommen – haben uns aber wenig Hoffnung gemacht. Das waren die SCHLIMMSTEN und längsten drei Tage für uns; voller Angst um unser Baby, Hoffnung und Trauer. Endlich war Tag Drei und ich hatte kaum noch Blutungen, keine Bauchschmerzen und war doch in leiser Hoffnung, dass es unserem Baby gut geht – ich wollte mein Baby wieder auf dem Bildschirm sehen. Das Herzchen hat immer noch schwach geschlagen, aber der Embryo ist leider nicht gewachsen. Die Ärzte ließen uns die Wahl, ob wir sofort einen Schwangerschaftsabruch machen oder wieder warten möchten. Mir war klar, dass wir warten. Also wieder nach Hause und eine Woche warten. Dies haben wir bis zur 11 Woche durchgemacht bis zu dem Zeitpunkt wo das Herzchen leider aufgehört hat zu schlagen. Wir hatten uns in den Wochen zwar etwas drauf eingestellt, aber als es dann definitiv war, hat es mir den Boden unter den Füssen weggezogen. Ich habe nur noch geweint. Die Ärztin meinte dann, es passiert sehr vielen Frauen und sei natürlich … dies war aber kein Trost für mich. Nun mussten wir uns schnell entscheiden, ob wir warten wollen, bis die Blutungen kommen und «es» wie es die Ärzte nannten von alleine abgeht, Medikamente nehmen zum Ablösen, oder uns für eine Ausschabung entscheiden. Ich habe mich für die erste Variante entschieden und bin wieder Heim und ins Büro – ich wollte einfach arbeiten und Ablenkung. Wir hatten es zu diesem Zeitpunkt meiner Familie erzählt und mein Bruder meinte nur: «mach kein Drama draus, das passiert vielen Frauen und es war ja nur ein Fötus». Diese Worte haben mich sehr verletzt und wütend gemacht. Für uns war es unser Baby, unser Wunschkind.  Meine Schwester hat mich getröstet, sie hat selbst zwei Kinder, aber sie meinte auch, eine Fehlgeburt passiert oft und wir sind ja erst am Anfang der Schwangerschaft. Das können auch nur Menschen sagen, die keine Fehlgeburten erlebt hatten. Ich habe es keinen Freunden erzählt und wollte für mich sein. Das Warten auf die bevorstehende Blutung war eine Qual für uns. Ich hatte Angst auf die Toilette zu gehe, Angst, dass Blutungen auftreten könnten … das hat sich wieder eine Woche hingezogen und wir mussten erneut ins Spital. Blut wurde mir wieder entnommen und festgestellt, dass meine HCG-Werte wieder gestiegen sind. Es wurde ein Ultraschall gemacht und gesehen, dass sich mittlerweile alles «verformt» hat. Ich musste dann vor Ort die Tablette nehmen, damit die Blutungen kommen und wieder nach Hause gehen und warten. Mittlerweile hatte ich mich krankschreiben lassen, weil ich den ganzen Druck nicht mehr aushalten konnte. Diese Ungewissheit wann es losgeht, wann unser Baby von uns geht – das hat mich zu der Zeit sehr, sehr fertig gemacht. Einerseits wollte ich alles endlich hinter mir haben, anderseits habe ich mich immer noch voll Schwanger gefüllt. Ich hatte weiterhin die Übelkeit, angeschwollene Brüste und alle Anzeichen einer Schwangerschaft. Ich fand es sooo ungerecht und gemein, dass die Anzeichen noch da waren, aber das Baby nicht mehr in mir lebte. Am Tag X kamen dann die starken Blutungen. Ich konnte es gar nicht vermeiden in die Binde zu schauen und habe die «Reste» von unserem Baby gesehen und nur geweint, geweint, geweint. Ein paar Tage danach musste ich erneut zur Kontrolle, Blutentnahme, und es hieß wieder, dass meine HCG-Wert weiterhin steigen. Wir konnten es gar nicht glauben. Ich war doch nicht mehr Schwanger! Die Ärztin vermutete, dass ich noch zusätzlich eine Eileiterschwangerschaft hätte … ich musste weitere Untersuchungen über mich ergehen lassen, bis entschlossen wurde, dass eine Ausschabung vorgenommen wird, weil immer noch Reste der Schwangerschaft auf dem Ultraschall zu sehen sind. Außerdem eine Bauchspiegelung um eine zusätzliche Eileiterschwangerschaft auszuschliessen. Mein Mann war die ganzen Tage/Wochen immer an meiner Seite und auch er war sehr traurig, dass wir unser Baby verloren haben. ABER: Mütter empfinden es doch anders und schlimmer. Ich hatte so große Angst vor der OP, weil der Kinderwunsch ja so groß war und es doch Risiken gibt, dass das Gewebe bei der Ausschabung Narben bekommt und man dadurch schwerer Schwanger wird. Für mich war das eine sehr schwere Zeit. Auch weil es von meinen Freunden keiner wusste und ich mich sehr zurück gezogen hatte nach der ganzen Geschichte.

Ich habe nach diesem schlimmen Erlebnis ein Jahr lang nichts wissen wollen von einer erneuten Schwangerschaft. Ich hatte teilweise lange keine Lust auf Sex und Berührungen. Ich hatte das Gefühl, es war alles meine Schuld, dass ich die Schwangerschaft nicht halten konnte und ich habe mich nicht mehr weiblich gefüllt. Für die Ärzte ist es Alltag, für die Betroffen eine Qual/Ungewissheit/Trauer … Es fehlt mehr Aufklärung und Feingefühl der Ärzte. Man ist auf sich alleine gestellt nach solch einer Erfahrung.

Die Angst es nochmal zu erleben war so groß, doch der Kinderwunsch war größer. Also haben wir es noch mal probiert und ich wurde nach sechs Monaten wieder Schwanger und leider sind dann in der 12. Woche Blutungen aufgetreten, das Baby ist aber dieses Mal von alleine gegangen. Nach diesem erneuten negativen Erlebnis/Rückschlag habe ich dann vorerst abgeschlossen mit der Schwangerschaft und wir haben uns über Adoptionen informiert. Wir mussten aber leider feststellen, dass es nicht so einfach war und vor allem auch sehr kostspielig, daher haben wir es vorerst nach hinten geschoben.

Ich wollte schon vor der Kinderplanung einen Hund aufnehmen und mein Mann hat gemerkt, dass ich mich nach der 2. Fehlgeburt sehr zurückgezogen habe und daher haben wir unsere Coco, einen Hund aus dem Tierheim, adoptiert. Ich habe mich voll und ganz auf meine Lady konzertiert (2,5 Jahre alt) und viel mit ihr trainiert und kaum noch ans Schwanger werden gedacht. Nach einem Jahr ist dann unsere wunderschöne Tochter auf die Welt gekommen und zwei Jahre später unser Sohn. Ich bin der Meinung, dass Coco mir die Angst vor diesen Thema »Schwanger werden« genommen hat.

Aber bei beiden Schwangerschaften, waren wir die ersten Monate sehr zurückhaltend mit der Freude, dass ich wieder Schwanger bin, weil die Angst im Vordergrund stand, dass wieder was schiefgehen könnte. Ich habe mich erst ab dem 5. Monat entspannt und es auch der Familie und Freunden erst dann mitgeteilt. Ich liebte es trotzdem schwanger zu sein und ich war wohl die glücklichste Schwangere ab einen gewissen Zeitpunkt. Ich fühle mich aber noch nicht komplett und vielleicht klappt es noch mit einem dritten Kind.

Bei der ersten Geburt war ich 35 Jahre alt. Bei der zweiten 37 Jahre alt. Laut den Ärzten hat das Alter nichts mit den Fehlgeburten zu tun gehabt, sondern es war einfach nur Pech.

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