Was ist eine Fehlgeburt?

Was ist überhaupt eine Fehlgeburt? Ein Fehler? Nicht unbedingt!

Allgemein spricht man von einer Fehlgeburt, wenn ein Baby in der Frühschwangerschaft verstirbt. Um nicht von vornherein davon auszugehen, dass jede Fehlgeburt ein Fehler ist, kann man auch die Formulierung „Stille Geburt“ oder „Kleine Geburt“ verwenden – still, da das Kind in diesem Leben nicht dazu kam, einen Laut von sich zu geben, klein, weil es eben noch sehr klein war. Ich persönlich bevorzuge diese Formulierung, da ich meine Fehlgeburten nicht als Fehler ansehe. Alternativ oder zusätzlich kannst du anstatt das „Fehl“ von Fehlgeburt als „Fehler“ zu interpretieren daraus auch ein „Fehlen“ machen: so wird aus der Fehlgeburt eine Geburt, bei der etwas fehlt; nämlich das lebende Kind. Mit dieser Interpretation im Kopf kann ich mich sehr viel besser anfreunden. In der Frauenarzt-Praxis hört man dagegen häufig Fachbegriffe wie „Abort“ beziehungsweise „Spontanabort“ für die spontane Fehlgeburt oder „Missed Abortion“ für eine sogenannte „Verhaltene Fehlgeburt“. „Verhalten“ deswegen, weil die Schwangere selbst zunächst gar nicht merkt, dass ihr Kind nicht mehr lebt. Diese Form der Fehlgeburt wird meist zufällig bei einer der Ultraschall-Routineuntersuchungen in der Arztpraxis festgestellt. Manchmal ist es ja so, dass eine Frau merkt, dass etwas mit ihrer Schwangerschaft nicht stimmt, weil sie zum Beispiel plötzlich Wehen bekommt und/oder anfängt, besonders stark zu bluten (Blutungen können in der Frühschwangerschaft normal sein, aber starke Blutungen zusammen mit Wehen deuten häufig auf eine Kleine Geburt hin). So eine spontan einsetzende Geburt nennt man dann in der Fachsprache einen “Spontan­abort”. Sehr viele Frauen merken aber zunächst gar nicht, dass das winzige Baby im Bauch nicht mehr lebt. Bei einer verhaltenen Fehlgeburt bleibt der tote Embryo zunächst noch in der Gebärmutter und erst, wenn die Schwangere in der Frauenarztpraxis die Diagnose „Missed Abortion“ bekommt, erfährt sie davon, dass ihr Baby nicht mehr lebt.

Ist eine Fehlgeburt ein Fehler? Ich denke nicht unbedingt!

Obwohl medizinisch nur die Geburten „fehlerfrei“ sind, bei denen am Ende ein gesundes, properes Baby auf die Welt kommt, sind Fehlgeburten meiner Meinung nach alles andere als Fehler – im Gegenteil! Die allermeisten Fehlgeburten passieren, wenn der weibliche Körper versteht, dass das kleine Körperchen im Bauch nicht lebensfähig wäre oder seine Zeit einfach noch nicht gekommen ist, und daher dafür sorgt, dass der winzige Organismus den Mutterkörper wieder verlässt. Ich finde, das ist alles andere als ein Fehler, sondern ein Wunder! Wie wunderbar, dass unser Körper so gut darauf achtet, nur die Babys auf die Welt zu bringen, die im Mutterleib gut versorgt werden können, die bereit sind und sich später den Herausforderungen des Lebens stellen können.

Und bevor du dich jetzt fragst, warum ausgerechnet dein Körper die kleine Seele wieder losgelassen hat, möchte ich dir gleich sagen: Du bist nicht allein! Ganz und gar nicht! Fehlgeburten sind sehr viel eher die Norm als die Ausnahme: Einige Expert:innen gehen davon aus, dass auf jede Geburt eine Stille Geburt kommt, andere gehen immerhin noch von einem Anteil von 25 Prozent aus. Egal, wer von den Expert:innen recht hat, feststeht: mindestens ein Viertel aller Schwangerschaften endet in einer Stillen Geburt!

Und wir Menschen sind nicht die einzigen Lebewesen, die regelmäßig Fehlgeburten erleben: Katzen haben zum Beispiel in jeder Schwangerschaft auch Kätzchen, die im Bauch sterben. Da Katzen nur von vornherein mehrere Babys im Bauch haben, fällt das nicht so auf. Und dass bei Katzen nur einige der Kätzchen zur Welt kommen, liegt nicht daran, dass die Katzenmamas zu viel Stress haben, auch nicht daran, dass sich die Katze falsch ernährt hat und auch nicht daran, dass die Katze noch nicht bereit ist für ihre Mutterrolle. Es passiert einfach auf Grund von genetischen Ursachen, die niemand so genau erklären kann. Und das ist bei den meisten Frauen gar nicht anders. Fehlgeburten sind so gesehen also völlig normal – was sie aber natürlich nicht weniger traurig macht!

Mindestens ein Viertel und möglicherweise sogar mehr aller Schwangerschaften enden in einer Kleinen oder Stillen Geburt.

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